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Die Lehre des Heilfastens hat ihren Ursprung in der Diätetiklehre, welche sich bis in die griechische Antike zurück verfolgen lässt. Unter Diätetik verstand man die gesamte Lebensführung eines Menschen und deren Zusammenhang mit Krankheit und Gesundheit. Angestrebt wurden Ausgewogenheit bei Essen und Trinken sowie Gleichmaß bei Arbeiten und Ruhen, Schlafen oder Wachen, Liebesleben u. Enthaltsamkeit.
In der heutigen Zeit gibt es nicht die hippokratische Lehre der "Diata" alleine, sondern vielmehr eine Vielzahl unterschiedlich strenger Diätenlehren. Ziele dieser Diäten sind, neben der besonders vordergründig erwünschten Gewichtsabnahme, u.a. "Entschlackung" und "Entgiftung", "Umstimmung nervaler Steuerungsmechanismen, geweblicher Reaktionsweisen und zentraler Regelkreise" und letztlich eine Verbesserung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit. Die Diätlehren reichen von allgemeinen Ernährungstipps (jahreszeitlich erhöhter Konsum von frischem Obst und Gemüse) über ausschließliche Rohkost- bzw. Frischkostdiäten sowie Tee- oder Säftediäten bis hin zur strengsten Form - der harten Fastenkur, auch Heilfasten genannt.
Setzt man den menschlichen Organismus auf eine Nulldiät und achtet man dabei darauf, stets eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit, Vitaminen und Mineralien zu gewährleisten, so ist der Körper gezwungen, seinen täglichen Energiebedarf durch Anzapfen körpereigener Reserven zu decken. Ein Mensch mit einem Körpergewicht von etwa 70 kg hat in Ruhe einen täglichen Energiebedarf von 5.700-6.700 kJ, dem ein Arbeitsumsatz bei normaler körperlicher Aktivität von weiteren 3.300 kJ zugerechnet werden muss. Wird der Energiebedarf nicht gedeckt, kommt es bei gleichbleibender körperlicher Aktivität zu Gewichtsverlust, der sich in verschiedenen Schritten vollzieht:
1. - 3. Tag:
Zuerst werden Glukosereserven aus Blut, Leber und Muskeln verbraucht, auch freie Fettsäuren und "Sparenergie" aus sogenannten Ketonkörpern. Eine Gewichtsreduktion an den ersten drei Tagen resultiert aber meist aus einem drastischen Körperwasserverlust.
3. - 14. Tag:
Nach ca. drei Tagen sind die Glukosespeicher der Leber leer, Energie wird aus Ketonkörpern gewonnen, die aus freien Fettsäuren gebildet werden, welche wiederum aus den Körperfettspeichern freigeben werden. Es beginnt ein Gewichtsverlust durch "Fettverbrennung".
In den ersten vierzehn Tagen einer Nulldiät werden die Glukosereserven der Muskeln aufgebraucht, dann beginnt der Proteinabbau in den Muskeln, auch im Herzmuskel! Der Gewichtsverlust resultiert zu großen Teilen aus einem Abbau von Muskelmasse.
Ab dem 14. Tag:
Nach vierzehn Tagen Nulldiät stellt der Körper komplett auf "Fettverbrennung" um. Die Fettzellen geben jetzt maximale Mengen Fettsäuren zur Herstellung der Ketonkörper in der Leber ab. Die Ketonkörper sind die fast ausschließlichen Energielieferanten. Man verliert in dieser Phase täglich etwa 400 Gramm Fett. Erst wenn diese Fettreserven vollständig verbraucht sind, wird erneut die Muskelmasse zur Bildung von Ketonkörpern herangezogen.
Der Organismus ist darauf angewiesen, auch in einer Hungersituation handlungsfähig zu bleiben. Dies sichert ihm die Möglichkeit, auf die Suche nach Nahrungsmitteln zu gehen. Der Körper musste in der Lage sein, zu jagen oder weite Strecken bei der Nahrungssuche zurückzulegen. Deshalb steht dem Körper die Möglichkeit zur Verfügung, mittels körpereigener "Stimmungsaufheller" - den sog. Endorphinen - sowohl die Schmerzempfindung beim Hungern zu reduzieren als auch die Wachsamkeit durch den Einsatz von Stresshormonen auf hohem Niveau zu halten.
Eine Studie an gesunden Freiwilligen, die eine 14tägige Fastenkur absolvierten, zeigte dies eindeutig: Im Urin und im Blutplasma fanden sich hohe Spiegel von Adrenalin. Der ACTH-Spiegel stieg rasant an, Cortisol und STH, Aldosteron, T3, Glucagon und auch das hormonelle "Glückshormon" ß-Endorphin waren vermehrt nachzuweisen. Dieser körperliche "Glücksstress" war sogar noch eine gewisse Zeit nach Beendigung der Fastenkur erkennbar. So war beispielsweise der ß-Endorphinspiegel zwei Wochen nach Fastenende zwar gesunken, lag aber immer noch deutlich über der Norm.
Wer sich mit hartem Fasten identifiziert und dabei kreislaufgesund ist und ausreichende Muskel- und Fettreserven hat, kann sich ggf. nach Einholen ärztlichen Rates solchen körperlichen Belastungsproben unterziehen.
Wer allerdings Leber- oder Nierenschäden hat, wer Diabetiker oder wer etwa an Krebs erkrankt ist, sollte grundsätzlich nie solche stark leber- und nierenbelastenden Hungerkuren beginnen. Gerade Krebskranke, denen oft in der Paramedizin harte Hungerdiäten wie die Breuss-Kur angepriesen werden, riskieren eine Verkürzung ihrer verbleibenden Lebenszeitspanne auf Kosten eines kurzfristigen, fasteninduzierten, hormonellen Endorphin-Glücksgefühls.
Auch Personen mit Herzschwäche ist dringend vom Heilfasten abzuraten, da ein Verlust an Herzmuskelgewebe (durch den fastenbedingten Abbau körpereigenen Proteins) nicht riskiert werden darf.
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